Welche Notruf-Abfrage­systeme?

Welche Notruf-Abfragesysteme?
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Warum braucht es Abfragesysteme und was sind „Standardisierte“ Abfragen?

Was bedeutet „Standardisierte Notrufabfrage“?

Die Verwendung eines „Standardisierten Abfragesystems“ bedeutet schlicht und ergreifend, dass innerhalb der Leitstelle nach einem Standard gearbeitet wird.
Es sagt gar nichts über die Qualität dieses Standards aus, es kann auch z.B. nur der Standard einer ländlichen Leitstelle und deren Umgebung …

Die blosse „Verwendung einer Standardisierten Notrufabfrage“ sagt auch nichts über die Qualität desselben oder die lückenlose Einhaltung des gewählten Standards oder die Auswirkungen bzw. den Nutzen desselben aus.

Was sind die Vorteile einer standardisierten strukturierten Notrufabfrage?

Eine moderne Notrufabfrage bietet klare Vorteile gegenüber den historischen "5 Ws" und der intuitiven Abfrage:

  1. Klar definierte Protokolle: Festgelegte Protokolle und Algorithmen gewährleisten eine systematische und konsistente Notrufabfrage, minimieren Informationsverluste und sorgen für hohe Qualität.
  2. Automatisierte Priorisierung: Moderne Systeme können automatisch die Dringlichkeit eines Notfalls bewerten und auch Ressourcen entsprechend zuweisen. Dies führt zu einer schnelleren und zielgerichteten Reaktion.
  3. Detaillierte Informationsaufnahme: Strukturelle Abfragen erfassen spezifische Informationen, die über die 5 Ws hinausgehen, wie medizinische Vorgeschichte und genaue Symptome, was für präzise Einschätzungen entscheidend ist.
  4. Skriptbasierte Fragen: Durch vordefinierte Skripte werden Anrufer gezielt und effizient befragt. Dies reduziert die Fehlerquote und stellt sicher, dass keine wichtigen Informationen übersehen werden.
  5. Technologische Unterstützung: Moderne Notrufsysteme nutzen Technologien wie GPS zur genauen Standortbestimmung und Datenbanken zur schnellen Überprüfung medizinischer Informationen, was die Effizienz und Genauigkeit verbessert.
  6. Kontinuierliche Schulung und Anpassung: Ein strukturierter Ansatz beinhaltet regelmäßige Schulungen und die kontinuierliche Anpassung der Protokolle an neue medizinische Erkenntnisse und Technologien.

Was bringt ein Abfragestandard und vor allem die Einhaltung desselben?

Innerhalb einer Leitstelle muss zu jeder Zeit sichergestellt sein, dass das Ergebnis einer Notrufabfrage nicht vom jeweiligen Mitarbeiter, von Gemütslagen, der Tagesverfassung, Ausbildungsunterschieden oder auch der Tageszeit abhängig ist … egal welcher Mitarbeiter wann die Abfrage macht, es muss immer das gleiche Ergebnis, das heißt die gleiche Einstufung eines Notrufes entsprechend den vorgegebenen Algorithmen herauskommen. Es darf innerhalb der Leitstelle nie einen Unterschied geben, ob ein Notruf zum Mitarbeiter A oder zum Mitarbeiter B zugestellt wird.

Daher muss es eine klar vorgegebene Abfragestruktur geben, die am besten wortwörtlich die Fragen in Abhängigkeit der Antworten des Anrufers vorgibt. Jede auch noch so geringfügige Abweichung der wortwörtlichen Vorgabe ist schlecht.

Nur wenn die Protokoll-Compliance, also die Einhaltung der Standards zu nahezu 100% gewährleistet ist, kann auch eine effektive Steuerung der Einsatzmittel erfolgen. Nur dann sind Veränderungen der Ausrückordnung nach unten möglich, weil ja sichergestellt ist, dass die Standards zu 100% eingehalten werden und bei niederwertigen Entsendungen auch vor Ort tatsächlich kein „hochwertiger Notfall“ vorliegt.

Gibt es weltweit führende Standards?

Mit ECNS, AMPDS, FPDS und PPDS gibt es ist standardisierte Abfragesysteme, die weltweit für medizinische Abfragen, Feuerwehr- oder Polizeiabfragen. Diese seit fast 40 Jahren in Verwendung befindlichen Abfragesysteme werden weltweit von 65.000 Calltakern verwendet bei mehr als 120 Millionen Anrufen/Jahr. Das ist ein Standard !!!

Damit handelt es sich unserem Wissen nach um das am weitesten verbreitete System dieser Art.

Auf Grund der laufenden Bemühungen für eine funktionierende Steuerung (Gatekeeping) lässt sich auch der Anspruch an eine interdisziplinäre Herangehensweise stellen.

Wo liegt vielerorts der Denkfehler?

Zahlreiche Insellösungen und Leitstellen mit „eigenem Standard“ agieren leider so, als wäre mit der selbst entwickelten Anleitung zur Reanimation bereits „alles gut“. Man kann das ja auch gut „verkaufen“, weil die einzigen wirklich anerkannten Instanzen, die derartiges fordern die internationalen „Guideline-Veröffentlicher“ (AHA, ERC, ILCOR, etc.) sind und deren Forschungsschwerpunkt eben die Wiederbelebung ist.

Aus diesem Grund kann ein systematischen Bedarf an Dispatch Life Support bei den vielen anderen lebensbedrohlichen Situationen (Gefahr, Geburt, Ersticken, Feuer, Gewaltverbrechen, Selbstrettung eingeschlossener Patienten, etc.) aus dem Fokus rücken. Aber natürlich gibt es den !!!

Die Systeme AMPDS, ECDNS, FPDS und PPDS bieten einen durchgehenden, weltweit vernetzten Verbesserungsprozess auf Basis echter Evidenz in wissenschaftlichen Expertenausschüssen, das einzige echte internationale Peer Reviewed Journal im Handlungsfeld Notrufleitstelle, zertifizierte Aus- und Fortbildungsprogramme, Qualitätssicherungssysteme inklusive externer Audits und Softwarelösungen. Im Wesentlichen sind das (leider) Alleinstellungsmerkmale dieser Systeme!

Warum verwenden nicht alle Leitstellen die weltweiten Systeme AMPDS oder FPDS oder PPDS?

In vielen Leitstellen wird dieser hohe Standard auf Grund ganz unterschiedlicher Gründe einfach umgesetzt. Dann werden jede Menge Gründe gesucht, warum es genau in dieser Leitstelle nicht gehen kann oder in jener was anderes viel besser wäre …. oder es zu teuer ist.

Neben vielen Eigenkreationen gibt es am Markt zahlreiche Produkte, die es ermöglichen selbst Abfragealgorithmen zu erstellen oder solche anbieten. Da sind wir dann aber wieder bei der Frage, von welchem Standard reden wir da eigentlich? Von dem von Weyerburg und Umgebung ?

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