
DANKE an alle, die unseren Kongress am 24. und 25.Juni in Berlin zu einem so grossartigen Erfolg gemacht haben, vor allem natürlich an die Vortragenden und alle Besucher und Onlineteilnehmer, sowie unser tolles Kongress- und Organisationsteam.
| 12:00 | Registrierung | |||
| 13:00 | Klaus-Dieter Scheurle / Pierre Steiger | Video Video | Begrüßung und Eröffnung | |
| 13:15 | Christof Constantin Chwojka | Video | Folien | KEYNOTE |
| 14:00 | Stephan Bandlow | Video | Folien | Leitstellenmodellierung – Zwischen Machbarkeit und Motivation |
| 14:30 | Jan Stock | Video | Folien | Erfolgreiche Implementierung digitaler Systeme: Change-Management und Zukunft im Rettungsdienst |
| 15:00 | Pause | |||
| 15.30 | Mario Krammel | Video | Folien | Wenn Polizei und Feuerwehr planmäßig reanimieren fahren - Was bringt es tatsächlich? |
| 16:00 | Clemens Kill | Video | Folien | Hilfsfrist in der Notfallrettung: Medizinische Evidenz als Planungsgrundlage |
| 16:30 | Stefanie Gonschorek | Video | Folien | Fehlende Entwicklungsperspektiven für NotSan - Ein Ausstiegskriterium aus dem Einsatzdienst? |
| 17:00 | Christian Hermanns | Abschluss Tag 1 | ||
| 18:30 | Abendveranstaltung ALICE ROOFTOP |
| 9:00 | Christian Hermanns | Eröffnung Tag 2 | ||
| 9:10 | Nicole Steiger | Video | Folien | Probleme lösen, Leben retten: Komponenten des Gelingens in Deutschland |
| 9:25 | Christian Fohringer | Video | Folien | ACN, GNS, Akutteam, Sozialarbeit, ... bringt das wirklich was? Fakten und Ergebnisse |
| 10:05 | Joachim von Beesten / Christoph Wihler | Video | Folien | Das MIC Medical Intervention Car in Stuttgart – erste Zwischenbilanz nach sechs Monaten ‚Oberarzt-NEF‘ |
| 10:45 | Pause | |||
| 11:30 | Christoph Redelsteiner | Video | Folien | Nutzeranforderungen als Designgrundlage von Rettungssystemen. Brauchen wir eine Europäische EMS Patientencharta? |
| 12:00 | Andreas Pitz | Video | Folien | Kommt jetzt die Notfallreform 3.0? |
| 12:30 | Thomas Gangl | Video | Folien | Amoklauf an der Grazer Schule am 10. Juni aus der Sicht der Rettungsleitstelle Steiermark |
| 13:00 | Pierre Steiger | Video | Kongressabschluss |
Tag 2 Fachkongress „Wege zum Rettungsdienst der Zukunft“
Tag 1 Fachkongress „Wege zum Rettungsdienst der Zukunft“
Neue Ansätze für die Notfallrettung beim Fachkongress „Wege zum Rettungsdienst der Zukunft“ der Björn Steiger Stiftung in Berlin
Berlin, 26. Juni 2025 – Der deutsche Rettungsdienst steht unter Druck: In vielen Regionen ist die notfallmedizinische Versorgung bereits heute kurz vor dem Kollaps – und die Herausforderungen wachsen. Wie lässt sich das System zukunftsfähig aufstellen? Welche strukturellen, politischen und praktischen Veränderungen sind nötig? Darüber diskutieren Experten aus ganz Deutschland auf dem Fachkongress „Wege zum Rettungsdienst der Zukunft“ der Björn Steiger Stiftung am 24. und 25. Juni 2025. Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren in Berlin vor Ort, rund 90 Gäste nahmen online per Livestream teil.
Die Rettungsleitstelle muss reformiert werden
„Unsere Rettungskräfte sind hervorragend ausgebildet. Die Strukturen, in denen sie arbeiten müssen, sind jedoch hoffnungslos veraltet. Zudem beeinträchtigen gesetzliche Rahmenbedingungen die Rettungseffizienz. Deshalb sterben täglich Menschen, die wir hätten retten können“, konstatierte Pierre-Enric Steiger, Präsident der Björn Steiger Stiftung. Damit sprach er das Kernproblem an, für das es Lösungsansätze gibt, die auf dem Kongress diskutiert wurden.
Die zentrale Rolle im System spielt die Rettungsleitstelle, die in zahlreichen Vorträgen thematisiert wurde. Christof Constantin Chwojka, Geschäftsführer der Björn Steiger Stiftung, bezeichnete sie in seiner Keynote als Dreh- und Angelpunkt einer effizienten und an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichteten Patientensteuerung. Die Vernetzung des Rettungsdienstes mit allen Akteuren des Gesundheitswesens wie Apotheken, Bereitschaftsärzten, Pflegediensten oder Therapeuten ist zukunftsweisend. Leitstellen, die aktuell nur den Rettungsdienst senden können, müssen der Vergangenheit angehören. „Der Rettungsdienst ist überlastet mit Fahrten, die keine Notfälle sind. Wir brauchen eine Gesundheitsleitstelle, die digital vernetzt ist und Spezialisten hat, die standardisiert abfragen, um dem Patienten jene Hilfe zukommen zu lassen, die er aktuell benötigt. Und das ist eben nicht immer der Rettungswagen“, so Chwojka.
Lernen vom Amoklauf in Graz
Thomas Gangl, stellvertretender Leiter der Landesleitstelle Steiermark, führte den Anwesenden des Kongresses vor Augen, wie leistungsstark und effizient eine moderne Rettungsleitstelle funktionieren kann. Im Detail berichtete er aus der Sicht der Rettungsleitstelle Graz über den Amoklauf an der Grazer Schule am 10. Juni. Die Leitstelle bearbeitet alle Notrufe für die gesamte Steiermark mit rund 1,3 Millionen Einwohnern. Dabei setzt sie selbstverständlich auf eine standardisierte Abfrage. Beim Amoklauf in Graz konnte so schnell ein Überblick über die Lage in der Schule gewonnen werden. Der erste Anruf stammte von einer Schülerin, die sich noch in der Schule befand und von der Leitstelle Anweisungen erhielt. Das 15-minütige Gespräch war nur möglich, weil in einer Zentrale dieser Größenordnung ausreichend Calltaker für andere Anrufe zur Verfügung standen und Dispatcher parallel die Rettungswagen alamierten. Sie sind es auch, die bei Bedarf die anderen Einsatzorganisationen wie Feuerwehr, Bergrettung oder Polizei informieren. „In diesem Extremfall konnten wir schnell und koordiniert reagieren, weil wir in der Leitstelle technisch gut aufgestellt sind. Wir arbeiten mit einem Crew Resource Management und können alle Rettungswagen im Bundesland disponieren. Auch unser Team am Einsatzort ist digital vernetzt und in der Lage, die Kapazitäten der Krankenhäuser einzusehen“, erklärte Gangl.
In Österreich fährt die Polizei zur Reanimation
In allen Regionen Österreichs sind vernetzte Gesundheitsleitstellen bereits Standard. In Wien ist der Rettungsdienst sogar noch einen Schritt weiter: Dort werden Polizei und Feuerwehr als First Responder, also als Ersthelfer, eingesetzt. Die Gäste des Kongresses waren sich einig, dass bei Kammerflimmern bzw. einem Herz-Kreislauf-Stillstand sofort Hilfe geleistet werden muss, da der Rettungsdienst in solchen Fällen in der Regel zu spät kommt. Mario Krammel, ÖNK-Präsident und Chefarzt der Berufsrettung Wien, machte eine einfache Rechnung auf: „In Wien braucht der Rettungsdienst im Schnitt acht Minuten, um am Ort des Geschehens zu sein, die Polizei hingegen nur zwei bis drei Minuten, weil sie in der Stadt unterwegs ist und Streife fährt. Deshalb nutzen wir diese Ressource.” Der Einsatz der Polizei als Ersthelfer zeigt sich auch in der Krankenhausstatistik in besseren Werten für die Überlebenschancen und vollständige Genesung der Patienten.
Medizinische Evidenz als Planungsgrundlage
Dass im Notfall Minuten über Leben und Tod entscheiden können, stand für alle Teilnehmende außer Frage. Clemens Kill, Direktor Notfallmedizin Universitätsmedizin Essen, nannte dabei zwei essenzielle Zahlen für die Hilfsfristen bei einem Kreislaufstillstand, die sich aus Studienergebnissen ableiten lassen: „Bei einem Kreislaufstillstand muss nach maximal fünf Minuten die Reanimation anlaufen, nach höchstens zehn Minuten muss auch ein Rettungswagen vor Ort sein.“ Dies war zugleich auch eine Ansage an die Politik. Denn in den Rettungsdienstgesetzen der Länder spielt die medizinische Evidenz bei der Berechnung der Hilfsfristen eine untergeordnete Rolle. Je nach Bundesland und ländlicher oder städtischer Region werden unterschiedliche Hilfsfristen angesetzt, was den Grundsatz der Gleichbehandlung verletzt und insofern verfassungswidrig ist. „Das deutsche Rettungsdienst-System wird seinem Auftrag nicht gerecht, weil der Bund seiner grundrechtlichen Schutzpflicht und Garantenstellung nicht nachkommt, einheitliche Regeln für die Versorgung in der Notfallrettung festzulegen”, erklärte Andreas Pitz, Direktor des Instituts für Gesundheits- und Life Science Recht der Technischen Hochschule Mannheim. Aus diesem Grund hat die Björn Steiger Stiftung im März 2025 Verfassungsbeschwerde gegen die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg stellvertretend für alle Bundesländer eingereicht.
MIC – Pionier in der präklinischen Versorgung
Joachim von Beesten und Christoph Wihler stellten das von der Björn Steiger Stiftung initiierte Pilotprojekt „Medical Intervention Car (MIC)” aus Stuttgart vor. Das Rettungsfahrzeug ist unter anderem mit einer Herz-Lungen-Maschine sowie der Möglichkeit zur Bluttransfusion nach schweren Unfällen und zur präklinischen Versorgung schwerstkranker Kinder und Neugeborener ausgestattet. „Das MIC in Stuttgart läuft im 24/7-Betrieb, 365 Tage im Jahr, und war seit seiner Einführung über 260 Mal im Einsatz. Damit setzen wir ein Zeichen für die präklinische Notfallversorgung in Deutschland“, sagte Joachim von Beesten, Geschäftsführer der Björn Steiger Stiftung.
Kongress auch im Jahr 2027
„Der Fachkongress ist eine wichtige Plattform für den Austausch der beteiligten Akteure im Rettungsdienst. Er trägt überdies dazu bei, die Diskussionen im Bundestag, im Gesundheitsausschuss und in den Fachgremien zu bereichern", betonte Klaus Dieter Scheurle, Vorsitzender des Präsidialrats der Björn Steiger Stiftung. Der Kongress soll auch im Jahr 2027 wieder stattfinden.
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