Massive Rettungsdienst-Überlastung im Low-Level-Bereich

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Der Rettungsdienst ist DER Lückenbüßer im Gesundheitsbereich

Der Rettungsdienst rückt viel zu häufig aus, obwohl er eigentlich nicht erforderlich ist oder obwohl der Event nicht seinen primären Aufgaben entspricht. Der Grund dafür ist, daß es außer dem Rettungsdienst und den Notaufnahmen der Krankenhäuser keine weitere, allgemein bekannte, durchgängig funktionierende und von der Bevölkerung akzeptierte 24/7-Anlaufstelle für Hilfeersuchen gibt.

Ein aktuelle Studie (publiziert am 25.9.2024 (Danke an die Autoren!)) beleuchtet die regionalen Unterschiede der Kosten und der Nutzung des Rettungsdienstes:

  • Es gibt sehr große regionale Unterschiede beim Einsatz von Rettungsmitteln. Die Bodentransportraten variierten zwischen den Bundesländern um mehr als das 2,6-Fache ohne NA (Bayern: 84,6; Berlin: 223,2) und das 2,1-Fache mit NA (Bremen: 19,1; Sachsen: 41,3).
  • Es gibt sehr große regionale Unterschiede in der Kostenstruktur und Vergütung. Die Median-Vergütung für Bodentransporte mit NA lag in Schleswig-Holstein (1530 €) um 132 % höher als in Berlin (660 €).
  • Etwa ein Drittel aller Patienten nutzten den Rettungsdienst mehr als einmal pro Jahr und verursachten dadurch zwei Drittel aller Rettungsdienst-Events.
  • Eine wiederholte Nutzung des Rettungsdienstes ist stark mit dem Pflegegrad (IRR Pflegegrad 5: 3,084) und niedrigem Einkommen (IRR: 1,174) assoziiert.

=> Studie "Regional differences, repeated use, and costs of emergency medical services in Germany"

Was sind mögliche Lösungswege?

Die Studie weist darauf hin, dass die große regionale Heterogenität in der Nutzung und den Kosten die Notwendigkeit einer einheitlichen qualitativen Regulierung des Rettungsdienstes in Deutschland hervorruft.

Es braucht daher bereits in der Leitstelle eine Patientensteuerung, statt der bloßen Entsendung eines Rettungswagens bei Low-Level-Events. Der Rettungsdienst könnte immens entlastet werden, wenn diese sämtliche Ruf- und Notrufnummern digital vernetzt wären und Anrufer zentral gesteuert und Patienten zum "Best-point-of-service" gelenkt würden.

Ganz wesentlich sehen wir dabei, dass der Rettungsdienst fallabschließend behandeln können muß, ohne einen Transport in ein Krankenhaus. Dies geht vor allem über die Aufnahme ins SGB-V. Derzeit ist der Rettungsdienst in vielen Fällen kein Problemlöser, sondern eigentlich nur ein "Problemverlagerer".

Ein weiteres Problem stellt auch die Versorgung der chronisch Kranker, Pflegebedürftiger und Älterer dar. Wir brauchen dazu neben den bestehenden Hausärzten dringend neue wirksame Konzepte in der Regelversorgung, um die vielen wiederholten Einweisungen zu reduzieren. Wichtig dabei ist auch hier die fallabschließende Behandlung vor Ort wie sie bei Acute Community Nurses, Gemeindenotfallsanitätern und ähnlichen Systemen sehr gut möglich ist.


Redaktionelle Anmerkung zur Bezeichnung "Low-Level" oder "Low-Code":

Oft werden niederschwellige Einsätze falscherweise als "Low-Code-Einsätze" bezeichnet.
"Low-Code" ist ein sehr gutes, markenrechtlich geschütztes Softwareprodukt von Priority Solutions, das zum Ziel hat, Patienten telefonisch anhand von 200 symptombasierten Protokollen zu beurteilen und angemessene Hilfe zuzuweisen. Es wird zum Beispiel flächendeckend in Österreich für die telefonische Gesundheitsberatung 1450 verwendet.

Der richtige Terminus technicus für niederschwellige Einsätze ist daher "LOW-LEVEL-Events", nicht "Low-Code ....", außer man verwendet eben diese Software zur Gesundheitsberatung.

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