Was ist die Hilfsfrist?

Symbolbild Hilfsfrist
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Patienten mit akuten Erkrankungen oder schweren Verletzungen benötigen eine schnelle rettungsdienstliche Diagnostik und Versorgung und anschließend einen angemessen zügigen Transport in das nächste geeignete Krankenhaus. Um die Zeit bis zum Eintreffen beim Patienten möglichst kurz zu halten und Richtwerte zur Strukturierung des Rettungsdienstes zu haben, gelten für die Rettungsdienste in Deutschland seit vielen Jahren Hilfsfristen.

Die Hilfsfrist im Rettungsdienst bezeichnet die maximale Zeitspanne, innerhalb derer eine Rettungseinheit ab dem Notrufeingang am Einsatzort eintreffen soll, um lebensrettende Maßnahmen zu gewährleisten.

Es gibt keine EU-Richtlinien für die Einhaltung bestimmter Hilfsfristen. Sie variiert je nach Land oder Region und ist auch in Deutschland nicht einheitlich definiert.

Warum sollte man differenzierte Hilfsfristen bevorzugen?

Eine differenzierte Hilfsfrist im Rettungsdienst, die auf Notfallkategorien basiert, bietet eine maßgeschneiderte und effektive Reaktion auf unterschiedliche medizinische Situationen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass lebensbedrohliche Notfälle wie der plötzliche Herzkreislaufstillstand oder ein akutes Erstickungsgeschehen eine schnellere Reaktion und ein schnelleres Eintreffen vor Ort erfordern, als zum Beispiel periphere Bagatellverletzungen oder nicht zeitkritische Erkrankungen.

Die Auswertung aktueller Fachliteratur und medizinischer Leitlinien sowie die Konsultationen von Experten aus dem Rettungsdienst und der Notfallmedizin zeigen, dass die alten und pauschalen Vorgaben zur Hilfsfrist nicht durch medizinische Daten belegt werden können und darüber hinaus vielerorts auch gar nicht eingehalten werden. Außerdem hängt das Outcome eines Notfallpatienten nicht ausschließlich von der schnellen Ankunft des Rettungswagens und Notarztes ab, sondern ganz wesentlich auch von der Qualität der präklinischen Versorgung und der Auswahl der richtigen Zielklinik.

Durch eine differenzierte Hilfsfrist, wie im Modell der Björn Steiger Stiftung, können die kritischen Fälle priorisiert werden um die Überlebenschancen der Patienten zu maximieren, während weniger akute Situationen trotzdem angemessen behandelt werden können. Darüber hinaus ist damit zu rechnen, dass die Wege für die Rettungsdienste mit den laufenden Krankenhaus-Reformen in vielen Regionen länger werden und allein deshalb andere Regeln gefunden werden müssen.

Durch die Einteilung nach Dringlichkeit können die Leitstellen ihre Ressourcen optimal nutzen und lebensrettende Maßnahmen priorisieren. Dies ermöglicht eine effiziente Einsatzplanung und verbessert die Gesamtleistung des Rettungsdienstes, wodurch letztendlich mehr Menschenleben gerettet werden können.

Einzubeziehen in alle Überlegungen sind jedenfalls auch professionelle First-Responder-Systeme (Ersthelfer) bei Rettungsdienst-Einsätzen.

Wie ist die Ausgangslage in Deutschland ?

In Deutschland sind die Hilfsfristen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich lang und setzen sich auch ganz unterschiedlich zusammen.

Werte der Hilfsfristen in Deutschland

(Immer vom Eingang der Notfallmeldung in der Leitstelle bis zum Eintreffen am Notfallort)

  • Baden-Württemberg: 10–15 Minuten[1]
  • Bayern: max. 12 Minuten kürzeste planerische Fahrtzeit zuzüglich einer nicht näher definierten Bearbeitungszeit in der Leitstelle [11]
  • Berlin: "Bedarfsgerecht"
  • Brandenburg: 15 Minuten ab dem Zeitpunkt der Erstalarmierung
  • Bremen: 95 % in 10 Minuten
  • Hamburg: „Bedarfsgerecht und angemessen“
  • Hessen: 90 % in 10 Minuten, 95 % in 15 Minuten (Rettungsdienst), 15 Minuten theoretisch-planerische Erreichbarkeit vom Standort aus (Notarzt)[12]
  • Mecklenburg-Vorpommern: 10 Minuten
  • Niedersachsen: 95 % in 15 Minuten[13]
  • Nordrhein-Westfalen: 8 Minuten, in ländlichen Bereichen 12 Minuten
  • Rheinland-Pfalz: 15 Minuten
  • Saarland: 95 % in 12 Minuten
  • Sachsen: 95 % in 12 Minuten
  • Sachsen-Anhalt: 12 Minuten
  • Schleswig-Holstein: 12 Minuten
  • Thüringen: 14 Minuten, in ländlichen Bereichen 17 Minuten.
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