In Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, die Ressource Arzt/Ärztin flächendeckend und zeitnahe an Einsatzorte bringen zu können, gewährleistet der Einsatz von Acute Community Nurses (ACN) oder Gemeinde-Notfallsanitätern (GNS) eine Versorgung vorwiegend in der Rolle des „ Trouble Shooters “ – einerseits als qualitativ hochwertig ausgebildete NotfallsanitäterIn und andererseits als ausgebildete Pflegeperson, die steigende psychosoziale und pflegerische Bedarfe in Akutsituationen professionell beantworten kann.
Der Rettungsdienst ist häufig der einzige, niedrigschwellig und permanent erreichbare mobile und rasch aufsuchend tätige Gesundheitsdienstleister, in seiner Rolle als „Türöffner im Gesundheitswesen“. Er nimmt dadurch zwangsläufig Aufgabenstellungen anderer Sozial- und Gesundheitsdienstleister wahr. Insbesondere in Regionen, in denen niedergelassene Ärzte in Randzeiten nicht mehr oder nur mehr sehr eingeschränkt auf Hausbesuche gehen (können) bzw. in denen die Wartezeit auf eine Visite aus Sicht des Betroffenen zu lange ist, wird der Rettungsdienst ungewollt zum Ersatz der allgemeinmedizinischen Versorgung. Ambulante Pflegedienste verfügen nur sehr selten über von der Rettungsleitstelle alarmierbare Nacht- und mancherorts auch über keine Wochenendbereitschaft. Als Rückfallebene wird der Rettungsdienst als mobiles Auffangnetz verwendet.
Dadurch trägt der Rettungsdienst aber zur weiteren Ressourcenüberlastung in den Krankenhäusern bei. Es kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland ein beträchtlicher Anteil vor allen an Low-Level-Rettungseinsätzen nicht primär eine Hospitalisierung erfordert, sondern schon im Vorfeld durch die Arbeit der ACN oder GNS vor Ort beantwortet werden kann.
Der Einsatz von Notfallsanitätern in Kombination mit einer Pflegeausbildung bietet die Möglichkeit, die Lücke in der Versorgung zwischen niedergelassenem Bereich und mobiler Pflege hin zur klinischen Versorgung in vielen Fällen zu schließen. Es kann zeitnah eine Betreuung bei akuten gesundheitlichen Problemen erfolgen, vor Ort und rund um die Uhr, als Ergänzung und nicht in Konkurrenz zu bestehenden Systemen. Durch den Einsatz dieses Fachpersonals werden unnötige Transporte in Kliniken vermieden, ein Vorteil für die PatientInnen und die ohnehin hohe Auslastung der Rettungsteams und Krankenhäuser.
Erfolgreich laufende Systeme dieser Art gibt es im deutschsprachigen Raum zum Beispiel in Niederösterreich.