Die Björn Steiger Stiftung verleiht in diesem Jahr erstmals den „Zukunftspreis Rettungsdienst“. Ausgezeichnet werden Institutionen und Unternehmen aus allen Bereichen der rettungsdienstlichen und notfallmedizinischen Versorgung, die mit innovativen Lösungen und Projekten einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität und Produktivität des Rettungsdienstes in Deutschland leisten. Der Preis wird in den vier Kategorien „Personal“, „Technik“, „Einsatzablauf“ und „Forschung“ vergeben. Er ist mit jeweils 2.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre ausgeschrieben.
„Wir haben uns darüber gefreut, eine Vielzahl von Bewerbungen mit zielführenden Entwicklungen und Ideen erhalten zu haben. Es gibt in Deutschland nach wie vor gute Ideen, um die Notfall-Versorgung zu verbessern“, so Ulrich Schreiner, Geschäftsführer Björn Steiger Stiftung gemeinnützige GmbH. „Wir gratulieren den Preisträgern und hoffen, dass unser Zukunftspreis Rettungswesen auch für andere Anreize setzt zur Entwicklung innovativer Lösungen, damit wir gemeinsam einen entscheidenden Beitrag leisten können für den Fortschritt im rettungsdienstlichen Alltag.“
Kategorie „Personal“: Konzept „Kliniksanitäter“ von Dr. Gerrit Jansen, Evangelisches Klinikum Bethel, Bielefeld – In dieser Kategorie konnte das Konzept „Kliniksanitäter“ von Dr. Gerrit Jansen und Eugen Latka zur kurzfristigen Weiterqualifikation von rettungsdienstlichem und medizinischem Personal zum Einsatz auf Intensivstationen und in Notaufnahmen die Jury überzeugen. Im März 2020 waren die Krankenhäuser in Deutschland aufgefordert worden, ihre Intensivkapazitäten aufgrund der Zunahme der COVID-19-Erkrankungen auf das Doppelte zu erweitern. Die Häuser standen vor der Frage, woher sie unter Zeitdruck Personal nehmen sollten, das sie nicht hatten. Erschwerend kam hinzu, dass die Kontaktbeschränkungen einen regulären Ausbildungsbetrieb mit Präsenzunterricht unmöglich machten. Zur Lösung dieser Herausforderungen entwickelten der Bielefelder Mediziner und sein interdisziplinäres Team gemeinsam mit dem Studieninstitut Westfalen-Lippe ein Weiterbildungskonzept unter den Herausforderungen der COVID-19-Pandemie. Die Weiterbildungseinheiten bestehen aus E-Learning-Teilen mit Videos und Webinaren und Praxiseinsätzen. Darüber hinaus umfasst das Konzept die Verbesserung der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Klinik und Rettungsdienst ebenso wie den wechselseitigen Austausch von Innovationen und den Aufbau bereichsübergreifender Versorgungskonzepte. Auch die Strukturierung von Notfallplänen zur schnellen Gewinnung von Hilfspersonal bei zeitkritischen Phasen ist Bestandteil des Kliniksanitäter-Konzepts. Es eignet sich als Vorlage für andere Krisen- und Katastrophenszenarien.
Kategorie „Forschung“: Projekt „MANV3D“ der DRK-Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe gGmbH – Ausgezeichnet wurde der DRK-Rettungsdienst für die Entwicklung von virtuellen Trainingsszenarien zur schnellen Orientierung der Rettungskräfte in verschiedenen Umgebungen bei Großschadenereignissen. Das virtuelle Einsatztraining ist nicht nur in Zeiten der COVID-19-Pandemie eine wichtige Ergänzung zu Präsenzübungen. Diese komplexen Prozesse, bei der viele Verletzte schnellstmöglich geborgen und versorgt werden müssen, lassen sich in der Realität nur schwer simulieren. Hier setzt das Projekt MANV3D des DRK-Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe an. Aus 3D-Scans von realen Objekten oder Einsatzorten wird zunächst eine virtuelle Umgebung erstellt. Mit Hilfe dieser 3D-Modelle können Planübungen für jeden denkbaren Einsatzort bearbeitet und die Daten für die Einsatzplanung, Lageerkundung oder auch Ausbildung genutzt werden. Darüber hinaus können mit diesen Simulationen und den darin durchzuführenden Szenarien auch das Verhalten der Einsatzkräfte geprobt und mögliche Fehler prospektiv vermieden werden. Fehlerquoten aber auch der Schulungsaufwand im realen Betrieb werden damit deutlich reduziert. Auch große, aufwendig geplante Übungen stehen im Nachgang weiter virtuell zur Verfügung. MANV3D ist auf jedem mobilen Endgerät oder Computer nutzbar. Dabei kann der Anwender entscheiden, ob er es per ’touch and walk’ oder als VR Version mit einer Virtual Reality Brille nutzt.
Kategorie „Technik“: „INTRAXX“-System der Firma FERNO Transportgeräte GmbH, Troisdorf – In der Kategorie Technik konnte sich das System INTRAXX der FERNO Transportgeräte GmbH aus Troisdorf durchsetzen. Das System dient der Unterbringung loser Ausrüstungsgegenstände im Fahrzeug und erlaubt dem Rettungsdienstpersonal, in sitzender und angegurteter Position zu arbeiten. Damit reduziert sich das Verletzungsrisiko bei einem Unfall oder plötzlichen Brems- oder Ausweichmanövern während der Einsatzfahrt. Das modulare Lochschienensystem kann an der Wand, der Decke, dem Boden oder auf Ablagen/Radkästen montiert werden. Es dient der sicheren Aufnahme der verschiedenen Halterungen und Taschen für Medizinprodukte und Geräte. Das ermöglicht dem Rettungsdienstpersonal, die Arbeitsbereiche so einzuteilen, dass optimales Arbeiten möglich ist, weil das Equipment an gut erreichbarer Stelle platziert werden kann. Häufig benötigte und benutzte Geräte befinden sich so stets in unmittelbarer Nähe des Anwenders. Je nach Einsatz kann das Rettungs-Fahrzeug durch den Einbau des INTRAXX-Systems individualisiert werden. Das erleichtert den Arbeitsfluss, die Bevorratung und senkt die Unterhaltskosten. Auch im Bereich der Hygiene bietet das System einen Mehrwert, da das Fahrzeug leichter gereinigt und desinfiziert werden kann.
Kategorie „Einsatzablauf“: Projekt „Erste Hilfe im Handumdrehen / Kinderzimmer“ der Haagmans & Zapp GbR littleplan, Düsseldorf – Das Projekt von Lynn Marie Zapp und Meike Haagmans platziert das Thema Erste Hilfe mitten im Familienalltag. Die von ihnen entworfenen Erste-Hilfe-Poster sind plakativ sowie informativ gestaltet und zeigen die wichtigsten Maßnahmen und Rufnummern bei Notfällen.
Dennoch heben sich die littleplan-Poster im Design stark von klassischen medizinischen Postern ab und finden so den Weg an die Wände von Kinderzimmern. Dadurch werden die Erste-Hilfe-Maßnahmen im Alltag immer wieder wahrgenommen und die Schritte können verinnerlicht werden. Dabei geben die Poster Eltern die Sicherheit, in einer Notfallsituation handlungsfähig zu bleiben, wodurch die Hilfsfrist und Reaktionszeit im Notfall deutlich verkürzt werden kann. Die Option, das Poster personalisieren zu lassen, macht es zu einem perfekten Geschenk z. B. zur Geburt. Im Fußbereich können neben dem Notruf und der Nummer der Giftnotzentrale ebenfalls Kontaktdaten von Kinderklink und Kinderarzt/-ärztin eingetragen werden. Durch die permanente Visualisierung findet auf einfache und niederschwellige Weise die Erste-Hilfe einen prominenten Platz im Alltag junger Familien und leistet damit einen wertvollen Beitrag für die Rettung von Kleinkindern.
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